Grüne und Landwirte kommen beim Grünen Sofa ins Gespräch

Die Grünen und die Landwirtschaft, das war gerade im vergangenen Jahr keine ganz einfache Beziehung. Gerade deshalb hatte sich der grüne Ortsverband Wangen-Amtzell-Achberg für seine erste Veranstaltung der Reihe „Grünes Sofa“ genau dieses Thema ausgesucht. Gut 40 Besucher kamen am Mittwoch, den 18.September, im Gasthaus Ochsen in Pfärrich zusammen, um über das schwierige Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Politik zu sprechen. Mit Martin Hahn, konnte ein Gast gewonnen werden, der nicht nur selbst aus der Landwirtschaft kommt, sondern als agrarpolitischer Sprecher der Grünen in Baden-Württemberg auch die politische Seite dieses Spannungsfelds repräsentiert.

Der Abend begann nach einer kurzen Begrüßung durch Christian Schlumpberger, den stellvertretenden Vorsitzenden der Wangener Grünen, mit einem Grußwort der Ravensburger Bundestagsabgeordneten Agnieszka Brugger, die es sich ebenfalls nicht hatte nehmen lassen, für diesen Abend in den Ochsen nach Pfärrich zu kommen. Beide betonten, wie wichtig Dialogbereitschaft und gegenseitiger Austausch gerade angesichts der zurückliegenden Konflikte sind.

Durch den Hauptteil des Abends führte Johannes Waltenberger, Vorsitzender des Ortsverbands Wangen / Amtzell / Achberg von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN. Er stellte zunächst Martin Hahn und seinen Werdegang vor. Hahn berichtete unter anderem, wie er als jüngstes von vier Kindern den elterlichen Hof übernommen hatte, wie er unter dem Eindruck der Atomkatastrophe von Tschernobyl zu den GRÜNEN kam und dass seine Umstellung auf ökologische Landwirtschaft durchaus auch ganz handfesten wirtschaftlichen Überlegungen folgte. Auch seine politische Karriere vom Kommunalpolitiker über die Landespolitik bis hin zur Kandidatur für den Bundestag wurde beleuchtet. Aktuell kandidiert Hahn für das Amt des Oberbürgermeisters von Überlingen, was er im Gespräch auch als Rückkehr zu seinen kommunalpolitischen Wurzeln bezeichnete.

Kontrovers wurde es, als Johannes Waltenberger Martin Hahn mit verschiedenen bewusst überspitzt formulierten Vorurteilen zur Landwirtschaft konfrontierte und um seine Einschätzung bat: „Bio-Lebensmittel lösen keine Probleme“, „Subventionen der EU nutzen nur den Großen“ oder „Landwirte verbringen heute mehr Zeit am Schreibtisch als auf dem Feld“ waren nur einige der Beispiele, die auch im Publikum zu engagierten Wortmeldungen führten.

Zum Ende der Veranstaltung hatte das Publikum in einer ausführlichen Diskussionsrunde Gelegenheit, eigene Fragen und Standpunkte einzubringen, was auch sehr motiviert und durchaus streitbar genutzt wurde. An vielen Stellen wurde dabei deutlich, wie vielschichtig die Herausforderungen sind, vor denen die Landwirtschaft steht, gleichzeitig blieb der Ton auch bei emotionalen Themen stets respektvoll. „Wir freuen uns sehr über die rege Beteiligung der Besucher. Abende wie dieser zeigen, dass auch bei schwierigen Themen konstruktive Gespräche möglich sind“, freute sich Johannes Waltenberger. Auch aus dem Publikum gab es viel Lob für die Veranstaltung: „Die Chance, einen einflussreichen Politiker wie Martin Hahn hier in Wangen zu treffen und mit ihm ins Gespräch zu kommen, ist für uns Landwirte eine tolle Sache“, erklärte ein Teilnehmer. Für die Wangener Grünen war der Erfolg des ersten Grünen Sofas ein klares Zeichen, dass Veranstaltungen, die Bürger und Experten aus der Politik zusammenbringen, gefragt sind. Die Vorbereitungen für weitere Veranstaltungen der Reihe haben daher bereits begonnen.