Pressemitteilung Bündnis 90/Die Grünen, Ortverband Bad Waldsee

Waldseer Grüne drängen auf Luftmessungen in Bad Waldsee

„Baden-Württemberg: Treibhausgasemissionen 2016 im zweiten Jahr in Folge gestiegen“ so die Überschrift einer Pressemitteilung des Statistischen Landesamtes (StaLa) vom 12.4.2018. Verkehrsbedingte Emissionen mit 30% tragen dabei den Hauptteil, Steigerung +1,3%. Beispielsweise liege der Anteil der Kohlendioxid-Emissionen an den gesamten verkehrsbedingten Treibhausemissionen bei 99%. Der Straßenverkehr allein verantwortet 94% der CO²-Emissionen im Verkehrssektor, so die Zahlen des StaLa.

Verwaltung und die Mehrheit der Fraktionen in Bad Waldsee erachten bekanntlich Schadstoffmessungen der Waldseer Luft für nicht nötig (SZ, v. 29.4.2017). Laut Messungen aus 2012(!) könne man stolz sein auf die saubere Waldseer Luft. Die CDU sieht keine „dringende Gefährdungssituation“, verweist auf Ravensburg und Stuttgart, die noch schlechter dran seien; die Freien Wähler sehen „keinen akuten Bedarf“. Obwohl schon 2017 Fakten des StaLa über gestiegene CO²-Emissionen in Bad Waldsee bekannt waren, verweist die Verwaltung auf die nächste Messung im Jahr 2022.

Die Grünen vor Ort wollten nicht solange warten und beteiligten sich zum Jahresanfang an einer bundesweiten Luftmessaktion der Deutschen Umwelthilfe(DUH) „Decke auf, wo Atmen krank macht“. Vom 1. Februar bis 1. März 2018 wurde an 599 Messorten mithilfe von Passivsammlern (siehe Foto) die Belastung der Atemluft mit dem Dieselabgasgift Stickstoffdioxid(NO²) gemessen, so auch in Bad Waldsee an der Frauenbergstraße/Bleichekreuzung. Diese Methode ist erprobt und kommt auch in Messungen zuständiger Behörden zum Einsatz. Mit der Analyse der Röhrchen war das schweizerische Analyselabor Passam AG betraut. Ergebnis:  An 89 Prozent der Messorte wurden gesundheitlich bedenkliche NO²-Werte mit über 20 mg/m³ gemessen. Dazu passt das Ergebnis in Bad Waldsee mit 24,7 mg/m³ Luft. Grenzwert in Deutschland ist bekanntlich für Menschen 40 mg/m³, in der Schweiz bei 30 mg/m³ Luft.

Nun sind die 24,7 mg/m³ Resultat einer zeitlich und örtlich begrenzten Schadstoffmessung. Dennoch kein Grund zum Zurücklehnen. Zeigt sich doch, dass nicht nur größere Städte betroffen sind, sondern auch die Luft kleinerer und mittlerer Städte, wie Bad Waldsee, zunehmend belastet ist. Denn schon ab einer Belastung von 20 Mikrogramm/m³ Luft können effektive Gesundheitsschäden auftreten. Besonders für Kinder, Schwangere, Asthmatiker, Lungenvorgeschädigte, ältere oder frühgeborene Menschen sind schon durchschnittliche Konzentrationen der Atemluft von 20 Mikrogramm/m³ NO² gesundheitsgefährdend. Das zeigt auch die aktuelle Studie des Umweltbundesamtes vom 8.3.2018 in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz Zentrum München.

Das Thema Luftqualität in Bad Waldsee ist also längst nicht vom Tisch und muss mit aktuellen und flächendeckenden Messungen analysiert werden. Verwaltung und Gemeinderatsfraktionen müssen sich ernsthaft einen Kopf machen, welche wirksamen Konsequenzen im Bereich Verkehr zu ziehen sind. Der Schutz der Gesundheit unserer Bürgerinnen und Bürger muss jedenfalls im Mittelpunkt stehen.

Die weiteren bundesweiten Ergebnisse finden sich unter www.duh.de/abgasalarm.

Die Studie des Umweltbundesamtes unter

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/421/publikationen/abschlussbericht_no2_krankheitslast_final_2018_03_05.pdf

bz