Der Glanz der Gegenwart und die Schatten der Vergangenheit

wurde den Besuchern der frische Wind vermittelt, mit dem die aktuelle Ministerin das riesige Unternehmen Bundeswehr eingezogen ist. Ein leibhaftiger Fregattenkapitän führte die Zuhörer durch die Krisen dieser Welt, den Orten, an denen deutsche Soldatinnen und Soldaten zugange sind. Das funktionierende Zusammenspiel verschiedener Ministerien im Krisenfall und die Absprache und Beratung mit befreundeten Mächten sind unabdingbare Voraussetzung für Vorbereitung und Durchführung einer militärischen Auslandsmission. Dass solche gefährlichen Unternehmungen Opfer kosten können, wurde der Besuchergruppe am Ehrenmal für die im Dienst gestorbenen Frauen und Männer schmerzlich bewusst.

 

Beklemmend wirkte der Innenhof des Bendlerblocks, wo am Vortag die Staatsspitzen Kränze zum 70. Jahrestags des Attentats auf Hitler niedergelegt hatten. Exakt an dieser Stelle war am Abend des 20. Juli 1944 Graf Stauffenberg mit seinen Getreuen von den Kugeln der Hitler treuen Militärs niedergestreckt worden. Sein letzter Ruf lautete: “Es lebe das heilige Deutschland!“ Es ist sicher einer der Orte, wo eine wichtige Grundlage für den heutigen Frieden und das Selbstverständnis der demokratischen Bundesrepublik geschaffen wurden.

 

Beim anschließenden Besuch in der Landesvertretung Baden Württembergs lernten die Besucher die Aufgaben derselben kennen und konnten sich bei einem schwäbischen Mittagessen stärken. Die anschließende Stadtrundfahrt führte an zahlreichen Botschaften, Ministerien und den wichtigsten Parteizentralen vorbei, lebendig kommentiert vom Stadtführer des Bundespresseamts. Der Abend stand unter dem Zeichen des Parlaments im Reichstagsgebäude. Umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen mussten die Oberschwaben über sich ergehen lassen, ehe der Plenarsaal erreicht war. Dort erlebte die Gruppe ein lebendiges Referat über die Gepflogenheiten im Bundestag. Inzwischen war es Nacht geworden und so bot sich beim abschließenden Aufenthalt auf dem Dach des Reichstags ein unvergessliches Bild der modernen nächtlichen Großstadt.

 

Nach dem Besuch des Berliner Abgeordnetenhauses, wo es eine versierte Führerin verstand, die Zeiten der ersten deutschen Demokratie wieder zum Leben zu erwecken, stand der Besuch der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen auf dem Programm. Hier handelt es sich um die ehemalige Zentrale Untersuchungshaftanstalt der DDR Staatssicherheit (Stasi). Ein Zeitzeuge, der selbst als politischer Gefangener in diesen Gebäuden Monate lang gequält worden war, führte die Bad Waldseer Gruppe durch diesen Ort des Grauens und der Menschenverachtung. Nicht weniger erschütternd erwies sich die Führung im Anne Frank – Zentrum und in der Blindenwerkstatt des Otto Weidt. Dieser hatte im Dritten Reich auf diese Weise mit unterschiedlichem Erfolg versucht, jüdische Behinderte vor der Vernichtung zu schützen.

 

Nach zwei intensiven Tagen hatte die Gruppe vor ihrer Abfahrt Gelegenheit, mit ihrer Abgeordneten ein längeres Gespräch zu führen. Dabei ging es um Fragen der Abrüstung, um Militäreinsätze, Verkehrsprobleme (B30/B31), Umweltbelastung, Energiewende und soziale Bereiche. Voller Eindrücke und gehörig müde ging es dann in die Heimat zurück.